Donnerstag, 23. April 2009

Ganz viele Tandems

Um mein Spanisch zu verbesseren und um ein paar Leute kennen zu lernen, habe ich an der Deutsch-Schule (sowas gibt es hier auch, ist nen Ableger des Goetheinstituts) einen Zettel aufgehangen um einen Tandempartner zu finden. Sprachtandem bedeutet, dass sich zwei Leute mit unterschiedlichen Muttersprachen treffen und sich gegenseitig in der jeweiligen Fremdsprache verbessern. Inzwischen habe sich gleich 8 (oder mehr, ich hab den Überblick verloren) Leute gemeldet die ihr Deutsch verbessern wollen. Bis jetzt habe ich mich mit drei Leuten getroffen und alle waren sehr nett. Der eine hat mir gleich eine CD mit Tangomusik geschenkt und mich einen Text über den Musiker lesen lassen und die anderen habe mich zu sich nach Hause eingeladen (was hier aber auch üblicher ist als in Deutschland). Wenn alle so nett sind, wovon ich ausgehe, wird es echt schwer sich zu entscheiden, da ich unmöglich 8 Tandems gleichzeitig "fahren" kann. Zudem hat mich einer der Tandempartner zu seiner Englischlehrerin (sie hat einen deutlichen Akzent, war halt noch nie in einem englischsprachigen Land) mitgenommen, die gerne möchte, dass ich mit ihren Schülern Englisch rede und sie will mich dafür mit 20 Pesos pro Stunde bezahlen. Das sind ungefähr 4,50€, also für deutsche Verhältnisse nicht viel Geld. Der Job wäre sicher lustig und spannend, aber das wird mit zeitlich dann doch etwas viel. Das Niveau der Tandempartner ist, von ganz passabel bis ziemlich gut, doch sehr viel höher, als ich gedacht hätte.

Diebstähle und Überfälle

Zum Glück bin ich bis jetzt verschont geblieben, aber das Ganze ist schon ein Thema, speziell auf Reisen. Ich denke mal, dass in Bahía Blanca das Risiko Opfer eines Taschendiebstahls doch eher gering ist, da es nicht viel Touristen ( = potentielle Opfer mit viel Geld) gibt. Ich fühle mich hier relativ sicher, auch wenn es Gegenden gibt, von denen man mir abgeraten hat, aber diese lassen sich ja meiden. Die Leute haben mir jedoch schon von Einbrüchen erzählt und auch die vergitterten Fenster meines Hauses bieten da wohl nicht uneingeschränkt Schutz. Auf Reisen ist es natürlich ein bissel anders. Eine Holländerin in Bariloche hat erzählt, dass sie schon fünf mal bestohlen wurde, allerdings nicht in Argentinien und meinte dann auch, dass sie sich hier sehr sicher fühlen würde. Prompt zwei Tage später wurde einer Australierin aus meinem Hostel von einem vorbeifahrenden Auto der Rucksack geraubt.

Sonntag, 19. April 2009

Bariloche

Über Ostern bin ich schon wieder verreist. Hier sind der Karfreitag und der Donnerstag davor Feiertage, dafür gibt es am Ostermontag nicht frei. Aber für mich ist, frei oder nicht frei, kein Hindernis, da es beim Schreiben der Bachelorarbeit kein Problem ist wenn man ein paar Tage mal nicht da ist. So war ich also von Donnerstag Abend bis Freitag Morgen unterwegs: Zweimal eine Nacht im Bus und sechs Übernachtungen in Bariloche in einem schönen Hostel mit ganz viel Holz, genauso wie auch der Rest von Bariloche mit viel Holz in einem Stil gebaut ist, der der Schweiz recht nahe kommt (naja, nicht der ganze Rest, es gibt, weil es recht touristisch ist, genügend Betonbauten):
Auch wenn man die Umgebung betrachtet könnte man meinen man sei in der Schweiz oder woanders an einem See in den Alpen:
Um das Klischee perfekt zu machen und um den Touristen das Geld aus den Taschen zu ziehen, gibt es Bernadiner mit denen man sich fotografieren lassen kann. Ich hab dann aber einen entdeckt der gerade Pause machte und sich umsonst fotografieren ließ:
Dem Ganzen setzt noch einen obendrauf, dass Bariloche auch noch die größte Schokoladenstadt von ganz Argentinien, wenn nicht von ganz Südamerika ist. In der Haupttouristenstraße ist ein Schokoladengeschäft neben dem anderen, manche sind so groß, dass man schon von Schokoladensupermärkten sprechen kann:
In einem der Läden gab es dieses Bier an dem man die deutschen Einflüße sehen kann. Komischerweise heißt das linke Münich ( = München) obwohl die Biermarke doch was mit Berlin zu tun haben scheint:

Aber eigentlich bin ich dorthin gefahren um zu wandern und andere Aktivitäten draußen zu machen. Dank des guten Wetters war dies auch gut möglich und ich habe auch schnell Leute aus aller Welt im Hostel kennengelernt, so dass ich auch nicht allein unterwegs war. Zweimal war ich für einen Tag wandern, u.a. zu dieser schönen Lagune:
Außerdem hab ich noch einen Mountainbiketour gemacht (echt international: ein Engländer, ein Franzose, eine Kanadierin, ein Amerikaner und ein Deutscher):
Ich bin dann auch noch mit drei Israelis zum Canopy gegangen. Da rauscht man an Drahtseilen entlang, die zwischen Bäumen aufgespannt sind. Macht echt viel Spass, man sollte bloss keine Höhenangst haben, da man sich teiweise 25m hoch in den Bäumen befindet:
Ist natürlich echt spannend mit Menschen aus vielen verschiedenen Nationen zusammen zu treffen. Auf der anderen Seite ist es zum Spanisch lernen nicht gerade förderlich, da die Sprache der Rucksacktouristen Englisch ist. Die Hälfte der Leute kann nicht mehr als 10 Worte Spanisch und es erstaunt mich immer wieder, dass man doch sehr gut ohne zurechtkommt. Und auch die andere Hälfte kann meist recht wenig, so war ich, mit meinen doch recht eingeschränkten Spanischkenntnissen, einer der besten Spanischsprecher. Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen, Leute die echt gut Spanisch können, und so ein Level möchte ich auch erreichen. Ist auch immer hilfreich, wenn man sich mit den Einheimischen unterhalten kann und einige Sachen gibt es auch nur auf Spanisch. So gab es zum Beispiel eine Tour zu einer Höhle nur auf Spanisch. War echt spannend; der Einstieg war nur 25cm breit und 30cm hoch. Die Leute hier an der Universität haben mir erzählt, dass bei ihnen damals ein beleibterer Mann steckengeblieben ist und sie drinnen warten mussten bis er befreit war.

Mittwoch, 8. April 2009

Puerto Madryn und Península Valdés

Letzten Donnerstag war hier in Argentinien ein Feiertag und da hab ich den Freitag noch gleich auch mit frei gemacht und bin ein bissel gereist. Wobei ein bissel für deutsche Verhältnisse eigentlich nicht passend ist. Es waren nämlich 650 km hin und 650 km zurück. Aber ich bin abends in den Bus gestiegen und am nächsten Morgen war ich da. Für noch weitere Strecken sitzt man dann schon mal 24 h im Bus. Natürlich schläft es sich da nicht so gut wie in einem richtigen Bett, aber auch nicht gerade schlecht.
Mein Ziel war diesmal Puerto Madryn und die Península (Halbinsel) Valdés. Ich bin hauptsächlich hin gefahren, da auf der Halbinsel verschiedene Tierarten ihr Zuhause haben. So habe ich Pinguine
und Seehunde gesehen:
Das ganze war als Tour mit einem Minibus organisiert, anders wäre es auch gar nicht möglich gewesen, da die Plätze von den Tieren weit auseinander liegen (insgesamt eine 430 km Rundtour). Mit dabei war auch noch 2 Stunden Boot fahren und ein bissel Schnorcheln, wobei es außer ein paar Quallen nichts zu sehen gab. Dafür war es, trotz Neoprenanzug gescheit kalt:

Der Ausflug war auch sehr gut um mal die ersten Erfahrungen mit dem Reisen in Südamerika zu sammeln. So scheint es sehr einfach gute und günstige Hostels (wobei es wohl in ganz Argentinien keine Betten länger als 190cm gibt) zu finden und man lernt auch schnell andere Reisende kennen, aber genauso schnell verliert man sie auch wieder aus den Augen, wenn sie am nächsten Tag wieder woanders hinfahren. Die meisten Rucksacktouristen kommen aus Europa, Australien und Kanada. Verrückt sind die teilweise schon (speziell die Australier). Die kündigen ihren Job und reisen dann für ein Jahr oder auch länger durch Südamerika, und können meist kaum ein Wort Spanisch, anscheinend kann man sich auch so ganz gut durchschlagen. Ein Jahr herumreisen klingt natürlich reizvoll, aber ich glaube, dass mir das ständige Unterwegs sein nach ein paar Monaten nicht mehr gefallen würde. Außerdem habe ich auch den Vorteil viel mit den Argentiniern in Kontakt zu kommen, was beim Herumreisen sicher nicht so einfach ist.
Natürlich bin ich auch in Puerto Madryn rumgelaufen und habe mit unter anderem Karatetraining im Freien
und die Mole angeschaut:

Außerdem habe ich noch dieses (für Deutsche) lustige Schild gefunden:

Insgesamt war ich 3 Tage unterwegs (einer davon war die Tour auf der Península Valdés) und 4 Nächte (davon 2 im Bus) unterwegs. Ich muss sagen, dass es mir viel Spass gemacht hat, auch wenn es manchmal echt anstrengend war und freue mich schon auf meine nächste Reise.

Mittwoch, 1. April 2009

Eine neue Bleibe

So jetzt wohne ich woanders. Ging ganz schnell. Ich hab den Leuten am Lehrstuhl von meinem Problem mit den hohen Kosten erzählt und sie haben mir weiter geholfen. Jede Fakultät von der Uni hat hier ein kleines Haus mit zwei Schlafzimmer. Das der Elelektrotechnik teile ich mir jetzt mit einem Professor aus Kolumbien. Das ist natürlich ideal um Argentinisch zu lernen, wobei wohl eher Kolumbianisch (Er hat mir erzählt, dass sogar er manchmal Probleme hat die Argentinier zu verstehen). Hier muss ich nur ein Zehntel zahlen (knapp 70€ pro Monat), dafür ist es natürlich nicht so luxuriös und das Essen ist auch nicht inklusive, dafür habe ich weiter mein eigenes Schlafzimmer, was in Argentinien nicht selbstverständlich ist. Das ganze ist etwas muffig und insgesamt ein etwas niedriger Standard, aber für vier Monate sollte ich es hier gut aushalten können. Und außerdem kann ich ja selber was verbessern, wenn es mir nicht gefällt. Mein Mitbewohner hat z.B. Rasen gesät:
Jetzt darf ich also wieder selber kochen und hab auch sonst nicht mehr das Gefühl in einem Hotel zu leben, sondern kriege das Leben richtig mit. Lustigerweise wohnen in einem der anderen Häuser ein Paar Mädels aus Deutschland. Mit denen will ich aber nicht zu viel unternehmen, das verführt nur dazu Deutsch zu sprechen. Außerdem will ich ja die Argentinier bzw. Südamerikaner kennen lernen. Nach den ersten Wochen ist mein Eindruck, dass hier Gastfreundschaft und überhaupt anderen Helfen sehr groß geschrieben werden. So helfen alle bei Fragen ausführlich weiter, auch wenn ich gar nicht so direkt gefragt hatte. Ein Student, der am gleichen Lehrstuhl sein Abschlussprojekt macht (wohl ähnlich wie eine Diplomarbeit, bloß praktischer), hat mich gleich zu sich nach Hause eingeladen und auf eine Party mitgenommen. Echt krass ist wie spät die Leute hier weggehen. Bei der Party, die im Garten stattfand, gingen wir um 4 Uhr morgens in die Disko und das ist nicht mal besonders spät für Argentinien; vor drei Uhr ist nichts los in den Diskos.
Gleich am ersten Tag in der neuen Unterkunft lag einer der vielen streunenden Hunde vor der Tür, von dem ich später erfuhr dass er Tomi heißt:
Die einzigen gravierenden Nachteile sind, dass es kein Internet und keine Waschmaschine gibt, deswegen wird auch dieser Eintrag erst einige Tage später veröffentlicht werden. Außerdem kann ich jetzt keine Sonneuntergänge vom Dach aus fotografieren, deswegen gibt es heute die letzten beiden (Es reicht ja auch langsam, aber sie sehen immer anders und spektakulär aus, deswegen kann ich es nicht lassen):


Am letzten Wochenende bin ich dann mal mit dem Bus in den Hafen von Bahía Blanca gefahren um mich mal ein bissel um und mir zwei Museen an zu schauen. Die beiden Museen war nicht so wirklich toll, aber die Leute waren sehr bemüht und nett, wahrscheinlich waren sie über jeden Besucher froh, denn es waren nicht so viele Leute da. Ein Mann hat mir eine halbe Stunde was auf Spanisch erzählt, wovon ich aber weniger als 10% verstanden, eigentlich immer nur genickt und „Si“ gesagt habe (einmal ging es darum wie schlimm die Mafia aus Mexiko und Kolumbien in Buenos Aires sei und dann noch mal um ein Deutsches Kriegsschiff, dass im Zweiten Weltkrieg vor Monte Video gesunken ist). Aber das hat dem Mann nicht aus gemacht und er hat mir fröhlich weiter erzählt. Außerdem gab es im Hafen noch das alte Kraftwerk zu bestaunen; nicht zu vergleichen mit den heutigen Betonklötzen, aber seht selbst:
(Das ist kein altes Schloss, sondern wirklich ein Elektrizitätswerk aus den 20ern oder 30ern des letzten Jahrhunderts)